“Mit andern Worten: All den schönen und Guten Dingen, die sich aus der Untersuchung alter Städte ergeben, all den großartigen Entwürfen zu neuen, unerhörten Schöpfungen fehlt vorerst einmal die Hauptsache, der Grund und Boden, auf dem sie entstehen können und sich danach frei entwickeln sollen. Der gewissenhafte junge Mensch stellt die Bücher, die er so sorgfältig durchgelesen, wieder in ihre Reihen. Er ist zweifelnd geworden und unsicher: Mit dem Grund und Boden scheint da etwas nicht in Ordnung zu sein,...“ [Bernoulli, Hans, Die Stadt und Ihr Boden, Zürich, 1946, aus dem Vorwort]
Im Jahr 1946 wird die Schrift Die Stadt und Ihr Boden des Schweizer Architekten Hans Bernoulli veröffentlicht. Seine Forderung zur Rückführung des Grund und Bodens in die öffentliche Hand geht zurück auf den Beginn des 20.Jahrhunderts und der Forderung nach neuen städtebaulichen Lösungen, die der Entwicklung der Mietskaserne entgegenwirken können. Doch bereits Sitte beschrieb in seiner Publikation von 1889 Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen den Zusammenhang von Grundstücksrendite und Gestaltungfragen:
„Die hohen Preise der Bauplätze veranlassen ferner noch deren möglichste Ausnützung, weshalb neuerdings eine Menge wirkungsvoller Motive in Wegfall kommen und die Verbauung jeder Parzelle immer wieder dem Typus des modernen Bauwürfels entgegenstrebt.“ [vgl. Sitte, Camillo, Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen, Wien, 1909]
Das Dissertationsprojekt erforscht folglich den Zusammenhang von Bodenfrage und Wohnungsfrage im Kontext der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und widmet sich deren theoretischen Grundlagen und baulichen Phänomenen. Die Erforschung der theoretischen Schriften umfasst Camillo Sitte‘s Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen [1889], Hermann Josef Stübben‘s Der Städtebau [1890], Rudolf Eberstadt‘s Die Spekulation im neuzeitlichen Städtebau [1907], Theodor Fischer‘s 6 Vorträge über Stadtbaukunst [1920] und Hans Bernoulli‘s Die Stadt und Ihr Boden [1946]. Die Analyse der bauliche Phänomene begibt sich auf die Spuren des Siedlungsbaus der 1920er Jahre und deren baulich-räumlichen Erscheinung.
Die Dissertation wird im Rahmen eines Cotutelle Verfahrens zwischen der Politecnico di Bari (unter der Betreuung von Prof. Carlo Moccia) und der RWTH Aachen (unter der Betreuung von Prof. Uwe Schröder) verfasst.
Projekt: Dissertation
Anmerkung/en: Housing under the influence of the land issue - the common space and the private plot. Franziska Kramer
Ort: Bari/Aachen
Jahr: 2018 -